Arthrose am Kniegelenk
Behandlungsmöglichkeiten von heute
Besonders im Alter sind Verschleißerscheinungen wie die Kniearthrose relativ häufig. Noch gibt es keine Therapie, die an den Ursachen der Erkrankung ansetzt und sie heilt, dennoch gibt es eine Reihe von Behandlungen, um den Verlauf der Arthrose sowie die Schmerzen zu beeinflussen.
Die Arthrose des Kniegelenks, medizinisch Gonarthrose, ist oftmals neben einer Einbuße der Beweglichkeit und sogar Gehleistung auch mit erheblichen Schmerzen verbunden. Begünstigt wird die Entstehung dieser Erkrankung durch eine Reihe von Faktoren, wie rheumatoide Arthritis, Verletzungen am Kniegelenk, muskuläre Dysbalancen sowie Fehlstellungen wie z. B. X- oder O-Beine.
Wenn ein gesundes Knie verschleißt
Im Kniegelenk stehen der Oberschenkelknochen sowie der Waden- und Schienbeinknochen in engem Kontakt zueinander. Eine sehr glatte Knorpelschicht, mit der die jeweiligen Kontaktflächen überzogen sind, sorgt dafür, dass es bei Bewegungen nicht zu schmerzhaften Reibungen kommt. Die Menisken, die sichelförmigen Knorpelscheiben, befinden sich zwischen den beiden Gelenkflächen dieser benachbarten Knochen. Sie dienen der Formangleichung dieser Knochen und der Stabilisierung und Führung des Kniegelenks und sorgen für eine bessere Verteilung der Krafteinwirkung. Besonders im höheren Lebensalter kann es zu Verschleißerscheinungen im Kniegelenk kommen. So sind bei jedem Zweiten ab dem 60. Lebensjahr arthrotische Erkrankungen nachweisbar. Dabei wird typischerweise die schützende Knorpelschicht nach und nach abgerieben, was unbehandelt zu knorpelfreien Stellen, sogenannten Knorpelglatzen, führen kann. An diesen Stellen reiben die Knochen ungehindert aufeinander, was neben einer Schädigung der Knochen auch zu erheblichen Schmerzen führt. Um zu verhindern, dass die Erkrankung weiter fortschreitet und dabei den Knochen zerstört, ist die moderne Medizin stets auf der Suche nach effektiven und zugleich schonenden Therapien.
Beschädigtes reparieren
Neben der Ursache und dem Stadium der Erkrankung spielen bei der Wahl einer optimalen Therapie auch die Anforderungen an die Belastbarkeit der Kniegelenke eine wichtige Rolle. Dementsprechend versucht man heutzutage, zuerst zu erhalten, was noch möglich ist, und erst in letzter Instanz das Kniegelenk durch eine Prothese zu ersetzen. Bei Arthrose im Frühstadium kann man oftmals mit regelmäßiger sportlicher Bewegung, Krankengymnastik oder gezieltem Muskeltraining zur Stärkung der gelenkunterstützenden Muskulatur eine positive Wirkung auf Schmerzen und Beweglichkeit erzielen. Dies können auch Thermotherapien, Hydro-, Balance- und Elektrotherapien bewirken. Auch wenn die Schmerzen so stark sind, dass Bewegungen zur Qual werden, so sollte man keinesfalls das Gelenk hier schonen, sondern vielmehr eine schmerzstillende medikamentöse Therapie anwenden. Solange noch genügend Knorpel vorhanden ist, können Chondroprotektiva (z. B. Glucosamin, Chondroitin) bzw. Hyaluronsäure, eine Art künstliche Gelenkschmiere, die Reibung im Gelenk sowie die Schmerzen verringern. Bei schweren Schädigungen der Knochen oder Knorpel bringen diese Therapien nicht den gewünschten Effekt mit sich, sodass minimalinvasive Methoden in Erwägung zu ziehen sind.
Arthroskopie mit Bioprothese oder Mikrofrakturierung
Die Arthroskopie ist eine Methode, die früher überwiegend in der Diagnostik angewandt wurde, da sie einen sehr guten Einblick in den Zustand des Gelenkes zulässt. Heute wird sie in Kombination mit der Gelenkspülung zunehmend therapeutisch eingesetzt, um die „Reibung“ zu vermindern, die Beweglichkeit zu verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten. Dabei spült man das Gelenk mit Flüssigkeit aus und entfernt dabei den Knorpelabrieb und kleine Knorpelteilchen. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, die Knorpeloberfläche mit einem speziellen Instrument, dem sogenannten Shaver, zu glätten. Zum diagnostischen wie auch zum therapeutischen Zweck wurde die Arthroskopie bisher sehr häufig eingesetzt. Dies stößt mittlerweile vermehrt auf Kritik und einige Fachleute sind der Meinung, dass insbesondere Gelenkspülungen in der Vergangenheit zu oft und manchmal sogar unnötigerweise angewandt wurden. Eine andere Methode, die ebenfalls zur Regeneration des geschädigten Knorpels anregen soll, ist die Mikrofrakturierung. Dabei trägt man im Defektbereich die Knorpelschicht fast bis zum Knochen ab und bohrt anschließend kleine Löcher in den Knochen. Das hierdurch austretende Blut enthält Stammzellen, die zur Bildung von Faserknorpel anregen sollen. Die Abrasionsarthroplastik, die einen komplexen Heilungsprozess anregen soll, ist ebenfalls eine Therapieoption. Hierfür wird die beschädigte Knorpelschicht abgefräst, wodurch sich anschließend ein gesunder Ersatzfaserknorpel bilden soll. Diese neue Knorpelgewebeschicht soll nun die Funktion der alten übernehmen. Eine weitere Therapiemöglichkeit stellt die Knorpeltransplantation dar.
Knorpeltransplantation
Eine wichtige Voraussetzung, damit eine Knorpeltransplantation überhaupt infrage kommt, ist das Vorhandensein von noch gesundem Knorpelgewebe. Dabei stehen heutzutage zwei unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Eine Möglichkeit ist, gesunde Knorpel-Knochen-Zylinder an einer Stelle, wo keine größeren Belastungen stattfinden z. B. am Rand des Oberschenkelknorpels zu entfernen und anstelle des defekten Knorpel-Knochen-Anteils einzusetzen. Da defekte Gelenkknorpel mosaikartig behandelt werden, spricht man auch von Mosaikplastik. Bei dem anderen Verfahren, der autologen Knorpeltransplantation, entnimmt man gesundes Knorpelmaterial, züchtet diese Zellen aber im Labor an und bringt sie schließlich auf die geschädigte Stelle. Der Vorteil hier ist, dass nur eine geringe Menge an Zellen entnommen wird. Eine Transplantation kann nur bei kleinflächigen Schäden (bis zu 10 cm2) angewandt werden. Eine Zeit lang bestand die Tendenz, künstlichen Knorpelersatz aus einem wasserspeichernden Kunststoff („Hydrogel“) anzuwenden. Diesem Stoff wird nachgesagt, besonders weich und anpassungsfähig wie auch abnutzungssicher zu sein. Dennoch konnte sich dieses Verfahren nicht durchsetzen.
Künstlicher Gelenkersatz
Bei großen irreversiblen Schäden an Knochen und Knorpel kommt – um die Beweglichkeit wiederzugewinnen und die Schmerzen aufzuheben – oftmals nur eine Endoprothese infrage. Abhängig vom Zustand der Kniegelenke und vor allem der Kreuzbänder können unterschiedliche Modelle von Prothesen ausgewählt werden. Sollten beispielsweise die Kniegelenke in noch relativ gutem Zustand sein und sind demnach nur die inneren Teilabschnitte des Kniegelenks von einer Zerstörung betroffen, so wird bei der Schlittenprothese nur der erkrankte Bereich ersetzt. Sind hingegen die Schäden größer, so besteht die Notwendigkeit einer Totalendoprothese (TEP), bei der das komplette Gelenk, das heißt die Gelenkfläche des Oberschenkel- und des Schienbeinkopfes und unter Umständen auch die Kniescheibenrückenfläche, ersetzt wird. Mit einem künstlichen Gelenkersatz können die natürlichen Bewegungen des Knies wieder durchgeführt und gemäßigt Sport betrieben werden. Prinzipiell sollte eine Endoprothese jedoch so lange wie möglich hinausgezögert werden, da diese eine begrenzte Lebensdauer besitzt und es früher oder später zu Lockerungen kommen kann. Es gilt daher, bei arthrotischen Beschwerden eine dem Krankheitsbild angepasste Therapie zu wählen und diese so früh wie möglich zu beginnen, damit eine Prothese, wenn überhaupt, erst im fortgeschrittenen Lebensalter eingesetzt werden muss. So kann man idealerweise den Krankheitsverlauf erfolgreich beeinflussen und gute Erfolge erzielen.
von Nathalie Podda